Bauernhof Jaagu



Der Bauernhof Jaagu wurde in den 1860ger Jahren vom Staatsgutshof einem Soldaten a. D. der Zarenarmee erteilt, es war ein Kleinbauernhof in Muhu, der sogenannte Hof eines Platzmannes, der etwa 9 ha Land hatte, davon ca. 2 ha Ackerland.



Die Platzmänner haben auf dem Festland – großen Land, Überland – auf Saisonarbeiten, vor allem auf Bauarbeiten einen Unterhalt verdient. Als geschätzte Steinbaumeister haben sie Bauten sowohl in Bauernhöfen und Gutshöfen als auch in Tallinn und Riga errichtet. Auch eigene Gebäude wurden mit Liebe und Sorgfalt gebaut. Im Winter hat man Unterhalt mit Handarbeit/Handwerk verdient: Frauen webten, stickten, nähten, Männer machten Forst- und Schreinerarbeiten.

Der Bauernhof wurde im Museum 1976 eröffnet.

Das Riegenhaus wurde offensichtlich 1888 im Bauernhof Jaagu im Dorf Leeskopa gebaut. Es wurde 1968 ins Museum gebracht. Das Riegenhaus hat einen für die Insel Muhu typischen älteren Grundriss. Wenn in der Regel in Estland ein Wohnriegenhaus so gebaut wurde, dass herrschende Winde während des Kornbelüftens auf die Tore der Dreschtenne wehen, dann auf der Insel Muhu war wichtig, dass die Sonne auf beide Dachseiten ebenso viel scheint und das Dach länger hält. Im Riegenzimmer gab es einen Herd, aber weiterhin auch Darrstangen. Der dielenähnliche Vorderraum wurde als Speisekammer benutzt, in der Hinterkammer wurde geschlafen und die Bäurin nähte ebenso da, in der kleinen Kammer schlief die Schwester des Bauers. Die Dreschtenne wurde auch als Viehstall benutzt.

Der Speicher, in dem es in der Reihe Räume für Korn, Kleiderstücke und Lebensmittel gab, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im Bauernhof Tõnu im Dorf Ridasi gebaut. Der Speicher wurde 1975 ins Museum gebracht. Schwarz-weiße Speichertüren fangen den Blick: profilierte Schallbretter sind in der Rhombusform und mit der aus Farbenerde und Firnis gekochten schwarzen Farbe und die Ränder mit der weißen Farbe gestrichen. Die Ecken der Wände und Türrahmen – in untere Balken sind sorgfältig Rinnen für die Kontur oberer Balken geschnitten worden – sind mit Firnis imprägniert, damit sie länger halten.


Die Hofscheune, aus Reisig hergestellte Hütte, in der Torf und Holz aufbewahrt wurden, wurde in den 1890ger Jahren im Bauernhof Jaagu im Dorf Leeskopa gebaut. Die Hofscheune wurde 1968 ins Museum gebracht. An Giebelenden des Gebäudes mit einem hohen Feldsteinfundament sind Rutengeweben, die es vor allem auf den waldarmen Inseln gab.



Hofplan


1 – Riegenhaus, 2 – Speicher, 3 –Hofscheune



Schon gewusst?


  • Die Kleinbauernhöfe wurden aufgrund der neuen Vorschrift der Haltung von Staatsgutshöfen des Jahres 1841 und der Regelungsanleitung des Jahres 1859 gegründet, welche die Erteilung des Reservlandes von Staatsgutshöfen an die landlosen Bauern und Soldaten.
  • Das Arbeiten auf dem Festland gab der Familie auch freies Geld, das die großen Ackerbaubauernhöfe oft nicht ausreichend hatten. So konnte in kleinen Haushalten sogar mehr gekaufte Artikel sehen – wie zum Beispiel eine Nähmaschine im Bauernhof Jaagu.
  • Da es auf der Insel Muhu wenig Wald gab, wurde als Brennstoff Torf benutzt, der in Sümpfen der Inseln Muhu oder Saaremaa geschnitten wurde.
Nordestland
Die Inseln
Westestland
Südestland