Rauchhaus des Häuslers aus dem Ende des 19. Jahrhunderts
Das Nuki Rauchhaus präsentiert Wohnverhältnisse eines ärmeren Bewohners am Randgebiet eines größeren Bauernhofes in Westestland. Das Rauchhaus wurde in den 1880-1890er Jahren auf die Stelle des Häuslers Nuki im Dorf Saunja in der Gemeinde West-Nigula gebaut. Es wurde 1970 ins Museum gebracht und 1970-1971 fertiggestellt.
Der Bauernhof
Nuki erzählt über das Leben eines Lostreibers bzw. Häuslers, der wenig oder gar
kein Land hatte. Zum Überleben waren sie verpflichtet, in Gutshöfen und
Bauernhöfen oder auf dem Bau als Tagelöhner zu arbeiten; man ging auch Gräben
graben oder wurde andersweitig im Handwerk tätig.
Der Haushalt Nuki hatte kein Feld, es gab nur Hofland, also gab es keinen Bedarf für die Trocknung von Getreide. Das Wohnhaus Nuki verkörpert somit einen in unserer Bauernhofarchitektur wenig verbreiteten Gebäudetyp – ein Rauchhaus, in dem die Kammer und die Rauchstube dieselbe Höhe und Breite besitzen. In der Rauchstube gibt es keine Darrstangen. In der Stube ist ein Hitzsteinofen, dessen Wand auch die Kammer heizt. An der anderen Seite der Kammer sind Flur und Vorratskammer, neben der Rauchstube ist ein kleiner Viehraum für eine Kuh, ein Schaf und ein Schwein.
Oft gabe es im
Hof eines Häuslers nur ein Gebäude, manchmal zusätzlich noch 1-2 kleine
Nebengebäude. Die Häusler waren entweder zugehörig zu einem Gutshaus oder einem
Bauernhof. Die Gutshaushäusler zahlten für ein kleines 0,5-1,2 ha großes
Landstück in der Form des Frondienstes und später der Geldpacht, während die Bauernhofhäusler
in der Form von Arbeitskraft in der Hochsaison zahlten. Auf dem eigenen kleinen
Feld wurden Kartoffeln, Gemüse und wenn möglich Getreide angebaut. In
gemeinsamer Nutzung wurden Weiden und Wiesen benutzt, wofür extra bezahlt
werden musste. Der Häusler hatte in der Regel Kleinvieh, seltener eine Kuh, ein
Pferd hatten nur sehr wenige.
Viele Häusler erzielten den wesentlichen, oft den hauptsächlichen Teil der
Einnahmen durch Handwerk/Handarbeit. Frauen spannen, sponnen, webten, stickten und
nähten, Männer machten Holz- und Schusterarbeit.
Hofplan
1 - Kammer, 2 - Rauchstube, 3 - Viehraum, 4 - Flur, 5 - Vorratskammer
Schon gewusst?
- Helene Notton, geboren 1892, lebte bis 1970 in einem Haus ohne Schornstein, das ihre Eltern - Arbeiter des Gutshofes Räägu - gebaut hatten. Das Innere des Hauses blieb über die Jahre hinweg weitgehend unverändert.
Dann trat sie das Gebäude mit Möbel und Gebrauchsgegenständen dem Museum
ab.
Heute ist Nuki der einzige Bauernhof im Museum, der noch genau so aussieht wie an seinem ursprünglichen Standort.
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Im Bauernhof Nuki sind im Museum Handarbeiterinnen-Hausfrauen tätig, die den Besucherinnen unterschiedliche Handarbeitstechniken vorstellen.