Pachtbauernhof aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Der Bauernhof Kolga stellt einen Pachtbauernhof der Insel Hiiumaa und seine Entwicklung durch die Zeiten vor. Die Bauten stammen aus dem Kirchspiel Emmaste. Der Bauernhof wurde 1984 den Besuchern eröffnet. Bei der Gestaltung des für die Insel Hiiumaa charakteristischen geräumigen Hofes nahm man den Bauernhof Pendi aus dem Dorf Lelu zum Vorbild, in dem es auch noch die alten Zäune gab, die den Hof gegliedert haben.
Die meiste Bevölkerung der Insel Hiiumaa wohnte in der Entfernung von bis zu 8 km von der Küste, so hat man neben dem Ackerbau auch Fischfang betrieben und ging aufs Meer. Man musste vielseitig sein, um auf der Insel zu überleben, so wurde für Verkauf auch Holzarbeit gemacht. Dank ihrer Lage und Geschichte ist Hiiumaa ein Kulturvermittler zwischen Estland und Skandinavien gewesen.
Das älteste Wohnhaus des Museums wurde 1723 (datiert) im Bauernhof Kolga im Dorf Tilga gebaut, ein Zimmer und eine Hofkammer wurden im Jahre 1884 gebaut, 1973 ins Museum gebracht. Die Riegenstube des Riegenhauses weniger verbreiteten südestnischen Typs hat das Aussehen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Einrichtung des Zimmers, das nach dem Zuwachs der Großfamilie gebaut wurde, stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der Speicher wurde 1765 (datiert) im Bauernhof Aadu im Dorf Lepiku gebaut. Der Speicher wurde 1979 ins Museum gebracht. Vorne ist ein Fischspeicher, hinter ein Getreidespeicher.
Der Großspeicher-Viehstall wurde in den 1880ger Jahren im Bauernhof Läku im Dorf Haldi gebaut, er wurde 1974 ins Museum gebracht und 1987 angezündet. Die Gesamtlänge des L-förmigen Gebäudes war insgesamt ca. 55 m. Solche Großbauten gab es in Westestland und auf Inseln in Gebieten, die durch die Küstenschweden beeinflusst waren. Es gab Vorteile, wenn Speicher-Viehställe nebeneinander gebaut wurden: zwischen den Flügeln des Gebäudes war es einfach, einen Viehhof zu machen, in dem im Windschutz und vor fremden Blicken verdeckt Vieh betreut werden konnte, wenn sie aber an den Straßenrand gebaut wurde, konnte das ganze Hofland gänzlich benutzt werden.
Die Sauna-Sommerküche wurde etwa im Jahre 1890 im Bauernhof Kolga im Dorf Tilga gebaut, sie wurde 1973 ins Museum gebracht. Die Sommerküche bildet einen Saunaflur. Wie es in Hiiumaa üblich war, steht der Sauanofen mit offenen Hitzsteinen neben der Tür mit der Öffnung zur Vorderwand und daneben ist eine Schwitzebank, die auf eine Stange stützt.
Der Keller wurde 1882 im Bauernhof Mihkli im Dorf Haldi gebaut, er wurde 1979 ins Museum gebracht. Im aus waagerechten Balken gebauten Flur des Steinkellers wurde im Sommer geschlafen.
Die Schmiede wurde in den 1870ger Jahren im Bauernhof Veoma im Dorf Vahtrepa im Kirchspiel Pühalepa gebaut. Sie wurde 1974 ins Museum gebracht.
Hofplan
1 – Riegenhaus, 2 – Speicher, 3 – Großspeicher-Viehstall, 4 – Sauna-Sommerküche, 5 – Schmiede, 6 – Keller, 7 – Brunnen
Schon gewusst?
- Im 13./14. Jahrhundert haben sich Schweden auf der Insel Hiiumaa niedergelassen. Im 18. Jahrhundert gehörten sie dem Gutsherrn Kõrgessaare K. M. Stenbock, der ihre alten Freiheitsurkunden nicht anerkennen wollte, welche sie von Fronarbeiten befreiten. Die Streitigkeit wurde durch den Ukas der Katharina II. glöst, mit dem die Schweden an den Dnepr umgesiedelt wurden, aber schwedische kulturelle Einflüsse blieben.
- 1911 kaufte Mihkel Pruuli den Bauernhof Kolga. Er vermachte den Bauernhof seinem Sohn Ruudolf, der Seemann war (geboren 1890), der mit dem auf Seefahrten verdienten Geld geholfen hatte, den Bauernhof einzulösen. Ruudolf war auch der Anführer des örtlichen gesellschaftlichen Lebens.
- Der Bauernhof Kolga hatte 50,9 ha Land, davon 5,8 ha Ackerland.
- In Kolga kann man die der Insel Hiiumaa charakteristische schwedische Bank mit einer Lückenlehne, Schaukelschtuhl, Lappenteppiche, in Betten karierte Bettenbezüge und Teppiche besichtigen.