Saisonales Wohnhaus von Fischern aus dem Ende des 19. Jahrhunderts
Das saisonale Wohnhaus wurde durch den Gutshof Audru für Bewohner der Insel Hiiumaa gebaut, die in das Dorf Sarvi ins Kirchspiel Audru zum Strömlingfang kamen. Das Gebäude wurde 1967 ins Museum gebracht und 1967-1968 aufgestellt. Das Expeditionsfanghaus wurde am Tag des August-Putsches 1991 angezündet und als Kopiegebäude in Jahren 1991-1996 wiedererrichtet.
Estnische Küstenbewohner haben Jahrhunderte lang von heimischen Gewässern entfernt einen besseren Fang gesucht. Wenn die Küstenfischer der Nordküste auf den Expeditionsfang zwischen Inseln und Schären des Finnischen Meeresbusens gingen, dann war für die Bewohner der Insel Hiiumaa der wichtigste Fangort im Frühjahr der Pärnuer Bucht. Anfangs wurde mit Netzen gefangen, im 19. Jahrhundert auch mit Reusen.
Für die vom Weiten kommenden Fischer bauten örtliche Gutsherren an den Pärnuer Bucht Unterkünfte. Für die Benutzung von Häusern sowie für die Fangerlaubnis wurde von Fremden ein Zehnte verlang. Im Expeditionsfanghaus der Bewohner von Hiiumaa sind Wohnräume für Männer von zwei Booten – in der Mitte Zimmer mit einer Warmmauer aus Ziegelsteinen und an Enden Flure, in denen Lebensmittelreserven, Dünnbier- und Strömlingsfässe, in der Fangpause auch Barke aufbewahrt wurden. In beiden Wohnräumen gab es an der Warmmauer einen Herd. Auf einer Schlafpritsche an der Hinterwand gab es Platz für fünf Männer, unter der Pritsche wurden Kartoffeln aufbewahrt. Einen Strohsack und Bettwäsche hatten die Fischer selbst dabei. Die Köchin des Bootes schlief in der Regel in einem Holzbett an der Warmmauer. Mit dem Ende am Fenster stand zwischen zwei langen Bänken ein Tisch. Jeder hatte am Tisch seinen festen Platz und im Regal unter dem Tisch seinen Buttertopfe, gesalzenen Fleisch und Löffel. Im Gebäude standen immer Streichhölzer, Brot, Salz und Eimer mit Wasser zur Verfügung. Keine Mannschaft eines Bootes hat das Haus verlassen, ohne diese Vorräte zu ergänzen.
Hofplan
1 – Lebensraum, 2 – Flur
Schon gewusst?
- Mitteilungen über die Fangexpeditionen von Bewohnern der Insel Hiiumaa im Pärnuer Bucht gibt es schon ab der Mitte des 18. Jahrhunderts.
- In den Pärnuer Bucht kamen nach dem Eisgang im Frühjar Bewohner der Insel Hiiumaa Strömlinge fangen, die Ackerbauer waren, und sie blieben bis zum Johannistag. Mit örtlichen Fischern waren Beziehungen gut, sie wurden immer als eigene Menschen begegnet.
- Die Häuser wurden nach Mannschaften der Boote benannt. Die Bezeichnung der Mannschaft des Bootes war der Name des Bauernhofes des Bootsältesten – im Dorf Sarvi waren Männer von Jaagu, Männer von Karu, Männer von Titsi, Männer von Vaku, Männer von Otsmani usw. Die Häuser wurden auch nach zwei Mannschaften genannt – das Haus im Museum war das Haus von Karu-Jaagu.